Die traditionelle chinesische Medizin (TCM)
Ein Überblick
Als ich im Jahr 2000 in Freudenstadt in meinem ersten Akupunkturkurs saß, fühlte ich mich sofort wie zu Hause angekommen. Da hörte ich etwas über die 5 Elemente, aus denen wir alle bestehen und die in direkter Beziehung zur Natur stehen. Was für ein Unterschied und auch eine Bereicherung zu meinem Wissen aus dem Studium!
Die Erklärungen, dass die 5 Elemente – Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz – sich gegenseitig stützen oder hemmen, leuchteten mir sofort ein. (Abb.1)
Das Feuer (Asche) düngt die Erde und die Erde bringt Metalle hervor. Metalle beleben das Wasser und das Wasser nährt das Holz. Holz nährt das Feuer.
Im Kontrollzyklus (-) wird die Erde durch starkes Holzwachstum geschwächt, die Erde hält das Wasser auf.
Metall spaltet Holz. Wasser löscht Feuer und Feuer schmilzt Metall.
Ich hörte gespannt, dass alles zusammenhängt und jedem Element Jahreszeiten, Tageszeiten, Geschmacksrichtungen, Himmelsrichtungen und Gefühle zugeordnet werden.
So lernte ich, dass unser Körper dieselben Kräfte in sich trägt, die auch die Natur ausmachen.
Beim Erfragen des Vorberichts nutzen wir diese Entsprechungen aus, um eine Diagnose nach
TCM-Kriterien zu erstellen.
Weiter lauschte ich den Ausführungen der Referenten und erfuhr, dass unser Organismus von Lebensenergie, dem Qi, durchflossen wird und dass das Qi in festgelegten Bahnen durch den ganzen Körper fließt, die dem Blutgefäßsystem ähneln und Meridiane genannt werden.
Das Qi kann sich verdichten und wird so zu Blut.
Qi und Blut sind untrennbar miteinander verbunden. Qi bewegt das Blut und das Blut ernährt das Qi.
Auch das war für mich leicht nachvollziehbar.
Dann gab es Begriffe wie Yin und Yang. Sie spiegeln die Dualität im Körper wider (Abb.2)
Dabei steht Yin für das Feste, das Kühlende, das Ruhende, die Festigkeit.
Die Entsprechung in der Natur wären die Nacht, der Mond, der Winter.
Das Yang steht für die Bewegung, das Warme.
Die Entsprechung in der Natur wären die Sonne, der Tag, die Bewegung, der Sommer.
Die eine Kraft ist genauso wichtig wie die andere. Ohne Yang gäbe es keine Bewegung oder Wärme im Körper. Ohne Yin gäbe es keine festen Sehnen oder Knochen und keine abkühlende Wirkung.
Beide Kräfte sollten gleich stark sein. Ohne Licht gibt es keinen Schatten.
Yin und Yang gehen ständig ineinander über, genau wie jeder Nacht ein Tag folgt oder der Sommer über den Herbst in den Winter übergeht. Es besteht ein ewiger Kreislauf.
"Wenn Yin und Yang im Einklang sind und Qi und Blut frei fließen, dann ist der Körper gesund!"
Die TCM bemüht sich, die Kräfte im Gleichgewicht zu halten.
Es gibt mehrere Wege, dieses Gleichgewicht herzustellen. Dazu ein Beispiel:
Ist ein Körper nach äußerer Kälteeinwirkung unterkühlt, so kann die Kälte über entsprechende Akupunkturpunkte ausgeleitet werden.
Oder die Akupunkturnadeln werden mit Moxakraut (Beifuß) versehen, das angezündet wird. Somit wird der Punkt und die dazugehörige Leitbahn bzw. das Organ direkt in der Tiefe gewärmt. Das nennt sich Moxibustion.
Der dritte Weg wäre, erwärmende Kräuter über das Futter zu verabreichen.
Alle drei Methoden können miteinander kombiniert oder einzeln verwendet werden, je nach Stärke der Symptomatik.
Hier wird schon deutlich, dass die Therapiemöglichkeiten in der TCM vielfältiger sind und mehr beinhalten als nur die Akupunktur.
Sie bedient sich der…
...5 Therapiesäulen der TCM
Die Akupunktur benutzt Punkte auf den Meridianen mit verschiedenen Wirkungen, um Energien zu bewegen oder auszugleichen. Die Moxibustion erwärmt über Verbrennen von Beifußkraut einzelne Akupunkturpunkte.
Die Ernährungslehre nach TCM stellt dem Körper im besten Fall die Nahrung zur Verfügung, die benötigt wird, um Qi und Blut zu bilden und Kraft zur Verfügung zu stellen.
Tuina, eine Massagetechnik der Akupunkturpunkte, Gelenke oder Faszien mit den Händen, Ellbogen oder Knien mit oder ohne Hilfsmittel, um die Energie ins Fließen zu bringen.
Die Behandlung mit chinesischen Kräuterrezepturen. Kräuter füllen vor allem Leerezustände auf. Sie können auch das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wieder herstellen.
Bewegungsübungen: Qi- Gong und Taiji. Über bewusste und konzentiert ausgeführte Bewegungen, kombiniert mit einer darauf abgestimmten Atemtechnik, kommt gestaute Energie wieder zum Fließen.
Diese Methoden können einzeln oder in Kombination angewandt werden.
In meiner Praxis verwende ich die Akupunktur (Abb.4) und die chinesische Kräuterheilkunde,
die bei Bewegungsstörungen auch sehr gut mit Physiotherapie (Abb.5) kombiniert werden kann.
Auch die Ernährung spielt eine zentrale Rolle bei der Gesundung und wird in meinen Therapieplänen immer mit einbezogen.
So wird eine Erkrankung von innen durch Kräuter und Ernährung balanciert und von außen durch Akupunktur und Physiotherapie.
Dadurch kommen alle Kräfte wieder ins Fließen und in Harmonie.